Zwei Löwen, die von Katzenelnbogen und Hessen, symbolisieren jene Grafenhäuser, unter deren Landeshoheit Nochern von 1185 bis 1806 stand.
Wo das Nocherner Brünnchen fließt
Im 9. Jahrhundert erwarb das Eifelkloster Prüm, das bereits seit 765 im Besitz von St.Goar war, auch Grundbesitz auf dem rechten Rheinufer. In dem als „Prümer Urbar“ bezeichneten Güterverzeichnis aus dem Jahr 893 sind unter anderem auch die Einkünfte aufgezählt, die der Abtei aus „Nochere“ zustanden. 23 halbfreie Mansen (Höfe) und 6 halbe Mansen wurden darin als abgabepflichtig aufgeführt, was auf eine für damalige Verhältnisse beachtliche Größe des Dorfes schließen läßt. Außerdem belegt das Urbar, daß in Nochern Landwirtschaft, Weinbau, Brauen und Backen betrieben wurden. Die Abtei Prüm hatte die Grafen von Arnstein als Vögte mit der Sicherung des Besitzes und Wahrung der Rechte auf dem weit entfernten Einrich beauftragt.
Im Jahr 1185 wurden diese Vogteirechte an die Herren von Katzenelnbogen übertragen, die im Laufe der Zeit daraus die Landeshoheit in ihrer Niedergrafenschaft zu entwickeln wußten. Die Grundherrschaft über Nochern war durch die Schenkung des Abts Wolfram von Prüm im Jahr 1089 an das Stift St.Goar gelangt, das sie bis zur Säkularisation behaupten konnte. Die Landeshoheit ging nach dem Aussterben der Grafen von Katzenelnbogen im Jahr 1479 an die Landgrafen von Hessen über. Landgraf Philipp der Großmütige führte schon 1528 die Reformation in der Niedergrafenschaft ein.
Seitdem hielt man es für angebracht, Nochern und Lierschied „weil kein Pfarrer separat an einem Ort bestehen kann, nur eine Pfarrei zu halten, indem der Pfarrer jederzeit zu Nochern“ wohnen sollte. Schon damals waren Stellenkürzungen das probate Mittel zur Lösung finanzieller Engpässe. Als erster Pfarrer, der für beide Gemeinden zuständig war, wird 1533 ein Johann Mombauer genannt, den man bereits 1541 „im Amt begraben“ mußte. Er und seine Nachfolger scheinen auch als Lehrer fungiert zu haben. Erst für 1640 ist ein Heinrich Kern, der auch Gerichtsschreiber war, als nach dem Dreißigjährigen Krieg hingegen wird berichtet, „diejenigen in der Gemeinde, welche einige Kenntniß gehabt, hätten die Jugend unterrichtet.“
Auf zehn Hektar flurbereinigter Rebfläche gedeiht heute der Wein, der unter der Lagenbezeichnung „Nocherner Brünnchen“ auch viele auswärtige Freunde gefuden hat.
Immerhin hatte man in Nochern ein eigenes Gebäude errichtet, das vielleicht als Rat- und Schulhaus diente, denn die Innschrift, die sich schon im Jahr 1819 an der Schule befand, lautete: „Im Namen Gottes dies Haus der Gemeinn erbaut 1666″. Von 1690 an läßt sich auch die Liste der Nocherner Lehrer weiterführen. Das alte, strohgedeckte Schulhaus, das „östlich mit dem einen Giebel an zwei auf dem Hofraum befindliche Schweineställe“ grenzte, wurde 1829 durch einen Neubau auf der „Südseite des Orts an dem Weg nach St.Goarshausen“ ersetzt. Diese 1958/59 umgebaute Schule konnte bis zur Auflösung der Volksschule Nochern am 26. August 1971 für den Unterricht genutzt werden. Seit 1992 dient das Gebäude mit Gemeindesaal, Sitzungszimmer und Bürgermeisterzimmer als Rathaus und Feuerwehrgerätehaus.
Weniger Wert als die Schule scheinen die Nocherner auf ihre Kirche gelegt zu haben. Mit lediglich 10 Talern jährlich wollte man das Gebäude unterhalten. So wundert es nicht wenn C.D. Vogel 1843 in seiner „Beschreibung des Herzogthums Nassau“ recht drastisch feststellt: „das hießige Kirchengebäude gehört zu den unansehnlichsten und schlechtesten des Herzogthums.“ Die gleiche Ansicht, wenngleich wissenschaftlicher formuliert, vertrat 1880 auch Professor Lotz: „Kirche in sehr verwahrlosten Zustand. Der Thurm, ein Bedürfnisbau im romantischen Übergangsstyl. Die Kirche neuer, ohne Bedeutung.“ Dieses Gotteshaus war schon 1629 „von Soldaten erbrochen und sehr verdorben worden“, zudem suchte es noch ein späterer Brand heim. Als sich die Gemeinde, „darinnen viel arme Leute sind, noch sonst vieler Schuld beschwert“, in den drei Jahrzehnten bis 1744 auch noch um die Hälfte vermehrt hatten, schritt man nicht wie andernorts zu einem Neubau, sondern begnügte sich mit „der Vermehrung der Stühle in der Kirche“. Zu den Kosten von 60 Talern erbat man auch noch eine Beihilfe. Was damals versäumt wurde, war also am Ende des 19. Jahrhundert nachzuholen. Seit 1859 bestand schon ein Kirchenbaufonds, und im August 1891 entschloß sich der Kirchenvorstand endlich zu einem Kirchenneubau, der am 28. September 1893 feierlichst eingeweiht wurde, und seit nunmehr 100 Jahren als Gemeindekirche dient.
Schon das Prümer Urbar aus dem Jahr 893, das den Ort erstmals urkundlich erwähnt, berichtet vom Weinbau in Nochern der bis heute an den Rheinhängen betrieben wird.
Im Jahr 1871 besaß Nochern mit Ströbels, Saueressigs und Sauerweins Mühle noch drei Mahl- bzw. Oelmühlen. Neben Gastwirtschaften und Lebensmittelhandel wurde auch „Handwerk jeder Art, Bäckerei, Weinbau, Landbau und Viehzucht“ betrieben. Gravierende Veränderungen sind seitdem eingetreten. Die Mühlen im Feuerbachtal sind zu romantischen Relikten geworden. Das „Handwerk jeder Art“ hat sich aus dem Landwirtschaft und Viehzucht werden fast ausschließlich im Nebenerwerb betrieben, und Nochern ist zu einer schmucken Wohngemeinde geworden.